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Was sagst du dazu? – Trumps #MuslimBan

Für alle die geschlafen haben: Trump hat am vergangenem Freitag ein Executive Order unterzeichnet und somit ein vorübergehendes US-Einreisestopp für Menschen aus den Ländern Iran, Irak, Jemen, Libyen, Somalia, dem Sudan und Syrien verhängt. Für Syrien gilt das Einreiseverbot sogar länger als die Dauer des Dekrets von 90 Tagen.

Wie sich manche von euch erinnern, haben wir bereits vor kurzem in unserem zweiteiligen Artikel ‚Freiheit für Techno: Raving Iran‘ (hier geht’s zum Artikel) über die Umstände und Jugendkultur im Land gesprochen. Im dritten Teil haben wir dann Iraner zu Wort kommen lassen, die uns ihre Erfahrungen mit Party, Kunst und der Jugend im Iran geteilt haben (hier geht’s zum Artikel).

Anlässlich der jüngsten Geschehnisse sind wir nicht drumherum gekommen mitzubekommen, welche Auswirkungen das Dekret auf das Schicksal von hier lebenden Deutschen mit iranischen Wurzeln hat, die gezwungenermaßen eine doppelte Staatsangehörigkeit besitzen.

Das erste Statement kommt von keinem geringeren als Jan Böhmermann, der in einem Facebook-Post auf die Auswirkungen für viele Deutsch-Iraner aufmerksam macht und 65.000 Reaktionen auf den Post bekommt:

„Knapp 75.000 deutsche Staatsangehörige, also Deutsche (mit deutschem Pass, viele hier geboren und so) haben zwangsweise, weil der Iran, das Land ihrer Eltern und Großeltern, sie sonst nicht ins Land lässt (oder weil sie im Iran geboren wurden) einen iranischen Pass. Zwangsweise.

Diese 75.000 Deutschen (und viele zehntausend andere Betroffene) gelten der amerikanischen Regierung ab heute als „terroristische Gefährder“ — alle. Kinder, Rentner, Doktoren, Popstars, Rapper, Arbeitslose. Und arbeitslose Rapper. Alle.

Einfach so. Deutsche, völlig unschuldige Menschen, wird die Einreise verwehrt, weil sie einen iranischen Pass haben. Oder einen Pass aus einem anderen der „betroffenen“ Länder.

Das betrifft Prominente wie Enissa Amani, AZAD, Rooz Lee, die Journalistin Golineh Atai, die Schauspielerin Jasmin Tabatabei, Pa Sports, Kollegen beim ZDF und der Bildundtonfabrik und einige meiner Freunde und Bekannte und deren (oft in der ganzen Welt verstreuten) Familien und viele, viele zehntausend andere Deutsche und Millionen Menschen anderer Nationalitäten.

Das ist keine Übung.

Diese Verordnung des orangefarbenen Psychopathen mit den sehr kleinen Händen ist rassistische Willkür, unmenschlich und Unrecht. Und sie ist Wirklichkeit.

Das ist Unrecht. Keine Frage von links oder rechts, konservativ oder marxistisch, unpolitisch oder linksgrünversifft oder bürgerlich-besorgt.

Das ist unglaubliches Unrecht. Und es richtet sich gegen unsere Freunde, Nachbarn und Mitbürger.

Das werden wir nicht akzeptieren!

Wir lassen niemanden alleine!

+++ VORSICHT, DAS NOCH SCHNELL LESEN! +++
Wenn Du Dich jetzt folgende Fragen fragst:
Wen meint der Spasti mit „wir“?
Kann ich aus diesem Facebookpost von einen geil geklickten Artikel für Bento oder Focus Online machen?
Soll ich hier unter dem peinlichen Post einen hämischen Kommentar schreiben?
Warum hat Böhmi gar keinen Witz gemacht in diesem Eintrag hier?
Soll ich dem Idioten Böhmermann mal erklären, wie wir bei Pegida oder im Ortsverband der „Alternative für Fakten“ das sehen?

Dann lautet die automatische Antwort:
Fick Dich, halt’s Maul und verpiss dich zu Instagram/VKontakte/Journalistenschule“

Kurze Zeit später reagierte dann auch Comedian-Newcomerin Enissa Amani mit einem sehr persönlichen und emotionalen Erfahrungsbericht auf Facebook:

A photo posted by Enissa Amani (@enissa_amani) on

„Ich sitze grade an der Zug-Haltestelle und schreibe diese kleine Geschichte für Euch, ist nur ins Handy getippt, verzeiht also wenn es nicht perfekt ist:

Mit 18 durfte ich endlich die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen.
Obwohl ich als einjähriges Mädchen mit meinen Eltern aus dem Iran geflohen war, hier den
Kindergarten, die Grundschule und das Gymnasium besucht und den Iran nie wieder gesehen hatte, war mir diese Beantragung erst mit 18 erlaubt.
Bis dahin hatte ich ein hässliches, graues Dokument auf dem in Großbuchstaben FREMDENPASS gedruckt war. Ich hasste es. In diesem Pass stand ich sei „staatenlos“ mit permanentem Aufenthaltsrecht in Deutschland. Bei jeder Klassenfahrt, bei jeder Reise, bei jeder Behörde schämte ich mich zu Tode und zog mit hochrotem Kopf diesen grauen Pass aus der Tasche, der, wie mir schien, nichts weiter als meine ohnehin gefühlte Verlorenheit manifestierte.
Deutschland hatte uns aufgenommen, uns das Leben gerettet und war zu meiner Heimat geworden, nur dieses blöde Dokument schien trotzdem immer zu sagen, nein, du gehörst trotzdem nirgendwo wirklich hin.
Dann war es soweit, ich wurde 18. Nach etlichen Behördengängen und ewigen Wartezeiten, in Fluren, die die gleiche Farbe hatten wie mein Pass, erhielt ich ihn endlich, meinen Deutschen Pass !
Ach ja, die obligatorischen Sprachtests, habe ich vergessen zu erwähnen, die ich immer zu verhindern suchte, in dem ich der Dame vom Einbürgerungsamt kleinlaut erklärte „aber ich hab Deutsch LK auf dem Gymnasium“ und die immer gleiche Antwort bekam „ist nur eine Formalität Frau Amani, Sie verstehen „ver-pflicht-end“.
„Ja ich verstehe, ich verstehe, dass Sie(!) immer noch nicht verstehen, dass ich Ihrer Sprache genauso mächtig bin wie Sie selbst, mitsamt der, in ihr gebräuchlichen Latinismen „- aber sowas dachte ich nur und sagte lieber nichts und las brav aus dem mir vorgehalten Schriftstück vor, um meine „Sprachkenntnisse“ formell unter Beweis zu stellen.
Na gut, sie macht auch nur ihren Job.
Aber dann kam Er. Welches Glück, welchen Stolz ich empfand als mein glänzend, rechteckiger Perso zur Abholung bereit stand, der mir das Reisen und das Leben erleichtern würde! Keine Arbeitserlaubnis mehr beantragen nur weil ich als Aushilfe in einem Eiscafé jobben wollte.
Meine Mitschüler freuten sich damals alle über ihren Führerschein. Aber das ist doch nichts, dachte ich, im Gegensatz zu der Heimat, die mir nun offiziell bescheinigt war.
Einige Wochen danach bekam ich einen Brief, mit der Aufforderung nochmal in der Behörde zu erscheinen.
In der S-Bahn auf dem Weg dorthin überfiel mich eine Panik, vielleicht wollte man man mir die neuerlangte, langersehnte bordeaux-rote Dazugehörigkeit wieder wegnehmen.
Meinen Perso hatte ich vorsichtshalber hinter dem Haus verbuddelt. Falls man ihn wollte, konnte ich ja sagen, Nachbars Hund hat meine neue Heimat gefressen. Aber man hatte bloß vergessen mir ein Papier zu überreichen. Das sogenannte „Merkblatt für Mehrstaatler“.
Ich las es durch. Darin stand, ich sei nun Deutsche. Allerdings könne jedes fremde Land nach eigenen Gesetzen und abhängig von den jeweiligen, diplomatischen Beziehungen entscheiden ob ich für sie Deutsche oder Iranerin sei.
„Waaaaaaaaasss ? Aber ich hab doch nicht einmal einen iranischen Pass!! Wie kann ich denn für irgendein Land Iranerin sein??“
Tränen liefen. „Was ist denn nun, bin ich nun Deutsche oder nicht? Ich habe doch sonst kein zu Hause! Mama, Papa und ich, wir können den Iran ja nicht mal besuchen, obwohl wir Oma seit 17 Jahren nicht gesehn haben, wie kann ich da Iranerin sein?!“
Frau Schmidt wurde sanft und beruhigte mich. „Sie sind Deutsche Frau Amani, aber der Iran gehört, wie einige wenige Länder auf der Welt, zu denen, die ihre Bürger niemals aus der Staatsbürgerschaft entlassen. Selbst wenn Sie nicht mal deren Pass besitzen, für die bleiben Sie Iranerin und das bedeutet, dass es Länder gibt, in die Sie zwar mit dem deutschem Pass einreisen können, aber wenn Ihnen dort zum Beispiel vor Ort was geschieht, können Sie sich nicht an das deutsche Konsulat wenden, uns sind dann da die Hände gebunden. Sie bleiben für immer Mehrstaatler“
Ich fragte noch welche Länder, außer dem Iran, das wären, die ihre Bürger nicht entlassen würden, und erfuhr, dass außer Iran, Irak, Lybien und anderen Pionieren der Freiheit auch zum Beispiel Argentinien und Uruguay so agierten.
„Gut, ich bin also Deutsche, außer ein fremdes Land sagt, nein für uns bist du Iranerin und weil wir die nicht cool finden (zu deutsch, kein passendes Wirtschaftsabkommen mit denen haben) musst du zum Beispiel ein Visum für uns beantragen, richtig?“
„Richtig.“
„Ich kann also überall als Deutsche einreisen, außer in den Iran selber, richtig?“
„Richtig.“
Na gut. Ich wollte mir die Freude nicht nehmen lassen. Schließlich gehörte ich zu beiden Ländern irgendwie, wurde von zwei Kulturen geprägt, also kann ich auch zwei Pässe haben.
Kurze Zeit später, ging ich in die iranische Botschaft und beantragte auch den iranischen Pass.
Wo ich meinen denn gelassen hätte fragte mich die iranische, männliche Version von Frau Schmidt und obwohl ich mich im iranischen Konsulat in Frankfurt, also auf iranischem Boden befand, antwortete ich frech, hab ich damals als Baby auf der Flucht verloren. Ihr wolltet meine Eltern inhaftieren, weil Papa Brecht liest und Mama Simon de Beauvoir.
Ich schluckte kurz und zählte 21, 22, 23, was denkst du dir eigentlich Mädchen, halt einmal deinen Mund dachte ich noch als …
„Ja gut“ ,der iranische Beamte wirkte eher genervt als wirklich beleidigt oder alarmiert und sagte, „Füll das aus, dann bekommst du deinen, neuen iranischen Pass in drei Wochen zugesandt.“
Dann kam also der zweite Pass
Mit diesem flog ich dann das erste Mal in den Iran und fiel nach 17 Jahren glücklich Oma, die ich bis dahin nicht kannte, in die Arme.
Was für ein Glück, ein Pass und eine Oma! Es kann losgehen mit dem normalen Leben.

Bis gestern.
Nun erfahre ich, dass genau diese Mehrstaatler Situation mir für die USA zum Verhängnis wird.
Ich kann also nicht einreisen Herr Trump ?
Ich und Millionen anderer Menschen, weil sie uns als Gefahr einstufen?
Meine kleine Amerika Stand Up Tour im April, auf die ich so stolz war ist nun geplatzt, weil Sie zwischen zwei Orange Colorationen beschlossen haben uns zur Gefahr zu erklären?
Scheiss auf den Stand Up. Was ist mit der Menschlichkeit ?
Millionen Iraner, Irakern, Libyer, Jemeniten Syrer, Somalier und Sudanesen und auch alle, die eine zweite Staatsbürgerschaft besitzen sind also pauschal eine Gefahr ?
Sie machen uns zur Gefahr! Zur verbalen Gefahr.
Geh doch bitte weiter Hochhäuser und Toilettensitze aus Gold bauen Junge.
Reality TV, ehrlich, das kannst Du, da seh ich Dich Mann, ganz im Ernst. Das‘ dein Ding.
Setz dich auf Kloschüsseln aus Gold und feier deine Inzucht Statements. Aber lass diese Weltpolitik. Bitte.
Die Welt hat auch so schon mit genügend Scheisse zu dealen.
Kriege, Lobbyismus, Rassismus und immer noch Hunger und es war so schon schwer genug, Vertrauen in irgendeinen Politiker zu finden.
Wir alle sehnen uns schmerzhaft nach politischen Figuren mit der Weisheit eines Ghandi, eines Martin Luther King, eines Mandelas, eines Lincoln oder eines Salah ad-Din und müssen uns jetzt mit Dir Affen rumschlagen -bitte, lass es einfach.“

Wir haben es uns nicht nehmen lassen auch mal unser persönliches Umfeld zu befragen, um zu schauen, wie real bereits die ersten politischen Maßnahmen von Trump geworden sind.

(Auf Grund der politischen Brisanz möchten unsere Befragten gerne anonym bleiben…)

#muslimban

„Nachdem ich rund 150EUR gezahlt und zwei Wochen auf einen Termin gewartet habe, hat mir das US-Konsulat ein Transit-Visum für 2 Stunden Aufenthalt in Atlanta verwehrt mit der Begründung, dass mein deutscher Reisepass abgenutzt sei und dass ich entweder mein Plan oder Flug ändern soll. Der ganze Aufwand und Umbuchung hat rund 800EUR zusätzlich gekostet.

Ich denke, dass sowohl Betroffene als auch Nicht-Betroffene wenig an der Tatsache ändern können, wenn ein demokratisch gewählter Staat und dessen Präsident einen solchen Beschluss fassen. Man sollte sich mit der Frage beschäftigen, ob die USA als Vorzeige-Demokratie und Sinnbild einer neuen und modernen Zivilisation, der Nicht-demokratisch gewählten Regierungen dieser Welt in ihrer Denk- und Handlungsweise wirklich voraus ist. Wenn die Mehrheit eine politische Richtung an die Macht wählt, dessen Amtshandlung in Diskriminierung endet, was bedeutet dann die Demokratie für alle anderen Staaten die es (noch) anstreben? Eine Antwort von George Bernard Shaw: Demokratie ist die Wahl durch die beschränkte Mehrheit anstelle der Ernennung durch die bestechliche Minderheit.“

Und unser zweiter Befragter sagt:

„Seit der Beendigung meines Referendariats plane ich einen Auslandsaufenthalt für einige Monate, bevor ich eine feste Stelle antrete. Die Wahl fiel dann vor mehr als nem halben Jahr auf die Staaten. Seitdem plane und organisiere ich alles auf dieses Vorhaben hin. Nun, nachdem mir auch endgültig ein Konsulatsmitarbeiter mitteilte, dass mein bereits vereinbarter Termin in der Botschaft bis auf weiteres storniert wird, bekomme ich das Ausmaß dieses Dekrets auf ganz persönlicher Ebene zu spüren.
All die Energie und Zeit, die ich investiert habe, der Aufwand, den ich in den letzten Monaten betrieben habe, ist völlig umsonst gewesen.
Ganz zu schweigen davon, dass man sich plötzlich fühlt wie ein Mensch zweiter Klasse. Nicht mal mehr so viel Wert, die Chance zu bekommen sich als ein Individuum in einer Botschaft vorzustellen.

Natürlich würde ich mir am liebsten wünschen, dass alle anderen Staaten dem Beispiel von Iran folgen und die Einreise von US- Staatsbürgern ebenfalls verweigern. Das wäre aber ein sehr affektiver Wunsch und es wäre fraglich, ob das den gewünschten Effekt hätte.
Von meinen Land (und damit meine ich in dem Fall Deutschland ) würde ich mir wünschen , dass auf Regierungsebene klar kommuniziert wird, dass diese Regelung unakzeptabel ist und Deutschland dieses schwammige Dekret nicht hinnehmen wird. Dass Deutschland für mich und auch für all seine restlichen Staatsbürger, die von diesem Schwachsinn betroffen sind, zumindest Einsatzbereitschaft zeigt.“

 

remember back in the days,
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1 Comment

  • Patrick Lueke
    31. Januar 2017 at 20:18  - Reply

    Ich denke mir, dass Donal Trump einen Krieg erzwingen möchte, bzw die Industrie hinter ihm und er sich durch sein Image nicht erklären muss. Das kann man am leichtesten tun, indem man Grenzen erschafft. Alle Grenzen wurden aus irgendeinem Schutz errichtet, der jedoch immer zu Krieg und außerdem zu Verdummung führt und damit leichteren Kontrolle vom Inland.
    Was ich aber weiß ist, dass Donald Trump einen großen Teil Amerikas und auch der Welt repräsentiert. Ob durch Medien gezielt verdummte und verängstigte Menschen oder wirtschaftlichen Oportunisten. Ich denke, Donald Trump ist mit allem was er sagt und tut ein Wecker. Ein viermal nachgestellter Wecker für die Welt zu merken, dass man Dinge selbst in die Hand nehmen muss und Demoktrie ausübt, anstatt Sie ausüben zu lassen und merkt wie unsere tagtäglichen Aktionen zum Ganzen beitragen. Einfach Mal den Fernseher ausschalten hilft schon. Dann ist es schon viel Abstrakter sich eine Waffe zu kaufen oder das Abteil im Zug zu wechseln weil man sich schützen will.

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