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Freiheit für Techno: Raving Iran

Der Film ‚Raving Iran‘ erzählt die Geschichte der beiden DeepHouse DJs Blade&Beard. Unter dem ständigen Druck des Risikos im Iran für ihre westlich orientierte Musik erwischt und inhaftiert zu werden, fliehen sie aus dem Land! Alles mit der Kamera festgehalten und dokumentiert:

Bereits vor der Flucht aus dem Iran beginnt der Film. Er zeigt wie schwierig es ist eine offizielle Genehmigung von Behörden zu erhalten für die Veröffentlichung ihrer Platte. Zudem will kaum ein Presswerk ohne diese Genehmigung die CDs der beiden DJs vervielfältigen. Cafés und Restaurants weigern sich die Musik im Laden zu spielen. Für alle ist das einhergehende Risiko von der Sittenpolizei erwischt zu werden zu hoch. Viele Szenen mussten auf Grund des Sicherheitsrisikos heimlich mit der Handykamera gefilmt werden. Letztlich nutzen die beiden die Einladung in die Schweiz zur größten Techno-Party der Welt, um aus dem Land auszureisen und Asyl zu beantragen.

Na, wenn das nicht eine heiße Story ist! Also Kontakte gecheckt, die beiden DJs angeschrieben und im Kölner Szeneschuppen JackWho ein Interview vor der Filmvorführung vereinbart.
Am Tag der Filmvorführung gab es dann leider kurzfristig eine Absage. Aber noch lange kein Grund zur Enttäuschung. Den Film schauen, Eindrücke von der Veranstaltung festhalten und sich ein eigenes Bild verschaffen.

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Film vorbei. Das Gefühl, durchmischt. So sieht es also im Iran aus. Junge Menschen, die einen westlichen Lebensstil führen wollen, unterdrückt von den Regeln des islamischen Gesetzes. Grauer Alltag bei jungen aufstrebenden Künstlern, die von Behörden abgewiesen werden und bei der Gesellschaft wenig Anklang auf Mithilfe finden. Razzien auf illegalen Partys mit Alkohol und Drogen werden von der Polizei gesprengt und mit Gefängnisstrafen sanktioniert. Perspektivlosigkeit für die Jugend. Kaum Möglichkeiten aus dem Land auszureisen ohne die Beschaffung illegaler Papiere. Viele Szenen untermalt von dröhnenden Gebetsrufen und Bildern von geistlichen Staatsführern.

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Die Realität ist natürlich immer vielfältiger als es ein Film darstellen kann. Die Schwierigkeit an dem Film ‚Raving Iran‘ ist, dass er den Eindruck erweckt den Alltag von jungen Musikern im Iran abzubilden. Der Fokus liegt auf den Hindernissen mit denen sich Künstler rumschlagen und der teuren Beschaffung illegaler Ausreisepapiere.
All die Mittel und Wege, die sich eine gesamte Generation erkämpft hat, um ihrer künstlerischen Freiheit nachzukommen, werden in dem Film kaum gezeigt. Da durch den dokumentarischen Charakter angemutet wird sehr dicht an der Realität von iranischen Jugendlichen zu sein, wird das zu einem kritikwürdigen Punkt. Tatsache ist, dass viele inszenierte Dialoge erkennbar sind, die vermeidlich heimlich in Cafés oder Copyshops gefilmt wurden. In vielen Szenen wird lediglich eine plakative Realität dargestellt.

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Dennoch stecken natürlich auch viele Wahrheiten in der Story. Laut Gesetz ist es verboten westliche Musik zu hören und Künstlern sie zu produzieren. Beide Geschlechter dürfen sich nicht anreizend kleiden, Frauen müssen zudem ihr Haar bedecken. Alkohol ist strikt verboten. Unverheirateten Paaren drohen Strafen, wenn sie in der Öffentlichkeit händchenhaltend erwischt werden.

Doch die Realität vieler junger Menschen im Land ist bunter als es die Gesetze klingen lassen. Vor allem in einem Land, wo der Altersdurchschnitt bei 27! Jahren liegt, ist es kaum möglich den Drang nach individueller Entfaltung und jugendlichem Wahnsinn zu unterdrücken. Das Leben vieler junger Menschen im Iran lässt sich als paradox beschreiben. Auf der einen Seite stehen die Gesetze und das Bild in der Öffentlichkeit, das man zu repräsentieren hat. Auf der anderen Seite wird hinter geschlossenen Türen richtig wild gefeiert und getanzt. Frauen kleiden sich in kurzen und engen Kleidern. Drogen werden reichlich konsumiert. Was junge Menschen eben so machen, verstärkt durch den Reiz des Verbotes. Eigentlich Grund genug für das Regime an allen Ecken und Enden ihre Härte spüren zu lassen…

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Doch es gibt so eine Art Gentleman-Agreement solange die Regeln in der Öffentlichkeit respektiert werden und an den richtigen Stellen Öl geschmiert wird, um unpassenden Besuch von der Sittenpolizei zu vermeiden. In diesem Spannungsverhältnis stehen dann eben Künstler wie Blade&Beard, was sich unter anderem auch negativ auf kommerziellen Erfolg auswirkt. Dennoch gehen Künstler im Iran in einer starken Undergroundszene kreativ und trickreich ihrer Leidenschaft nach und schaffen es internationalen Anklang zu finden. Man findet seine Mittel und Wege, wenn man sein Heimatland nicht verlassen kann.

Bei dem Film ‚Raving Iran‘ bleibt ein Risiko.  Zuschauer, die sich nicht wirklich mit dem Iran beschäftigen, bekommen ein stark negativ geprägtes Image vermittelt. Es kommt ein wenig so rüber, wie aus einer westlichen Brille nach dem Motto: „Schau mal wie schlimm das Leben im Iran ist! So gut geht es uns hier!“

Ein Film, der sich mit den verschiedenen Facetten der Underground-Szene im Iran beschäftigt, heißt…

Hier geht’s zu Teil 2

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