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Was sagst du dazu? – Party, Kunst und Jugend im Iran

Wir haben mal bei ein paar Leute nach ihren Erfahrungen im Iran gefragt:

Wie sind eure Erfahrungen mit Parties im Iran?
Wie habt ihr die Situation von Künstlern empfunden?
Was wünscht ihr euch für die Jugend im Iran?

Falls du unseren Freiheit für Techno: Raving Iran – Artikel noch nicht gelesen hast, geht es
hier zu Teil 1 
hier zu Teil 2

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Pari aus Frankfurt, 24 Jahre

…in Deutschland geboren und mit persisch/tadschekischen Wurzeln Prototyp-Perser. Denn der Iran ist wie viele vielleicht nicht wissen ein Vielvölkerstaat.

Instagram: me.pari

 

 

Offizielle Partys wie wir sie hier kennen, gibt es nicht im Iran. Oft werden privat „Partys“ veranstaltet, dabei wird auch sehr oft westliche Musik gehört. Männer und Frauen flirten, Outfits sind „westlich“, sprich: Festliches MakeUp, feminine Kleidung etc. Natürlich nur solange man hinter verschlossenen Türen ist. Die Jugend versucht drüben so frei wie möglich zu leben. Man muss dennoch besonders als Frau aufpassen, dass man nach einer Party nicht mit auffälligem MakeUp auf die Straße geht.

Die Situation von Künstlern, Musikern etc. ist eingeschränkt. Diese dürfen und können sich nicht entfalten, Texte werden bspw. zensiert. Man erhält Strafen für Kritik an der Gesellschaft und der Regierung etc. Es gibt im Iran auch diesbezüglich eine starke „Underground“ Community, die ihre Texte und Werke in dieser Community kommunizieren.

Ich wünsche mir für die Zukunft der Jugend, dass sie nicht aufgeben und an der Freiheit für die sie im Untergrund versuchen zu kämpfen, um damit die Gesellschaft umzuschwenken dranbleiben.

 

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Shaghayegh aus Köln, 26 Jahre

…seit 1993 in Deutschland vereint in sich das Beste aus zwei Kulturen.

Instagram: _mllecoquelicot

 

 

 

Mit Partys im Iran hab ich leider keine Erfahrungen gemacht. Meine Cousine wollte damals mal ne Party mit Freunden machen für mich, aber dafür haben wir keinen Ort gefunden. Daran ist es dann leider gescheitert. Meine Partyerfahrung im Iran beschränkt sich daher nur auf private Familientreffen, wo vielleicht mal getanzt wurde.

Zu Musikern/Künstlern hab ich keinen direkten Kontakt, aber ich habe generell mitbekommen, dass die es schwer haben. Also sobald da irgendwelche westlichen Einflüsse in Werken stecken könnten, kriegen die Künstler Probleme, es sei denn ihre Arbeit bleibt geheim. Was aber den Konsum angeht, sind die jungen Leute da dennoch gut informiert. Die kennen viele westliche Künstler und interessieren sich auch stark dafür. Also irgendwie bilden sie sich in Kunst und Musik selbst, meist ja durch Raubkopien.

Und was ich mir wünsche: Freiheit 🙂 Wünsche mir, dass ihnen alle Möglichkeiten offen stehen, sowohl was den beruflichen Werdegang angeht, als auch zwischenmenschliche Kontakte. Und vor allem, dass Frauen dieselben Rechte bekommen wie Männer. Das Durchschnittsalter ist ja so ca. 27, also machen junge Menschen die Mehrheit im Land aus. Da steckt ziemlich viel Potenzial in dem Land, was von der Regierung leider unterdrückt wird.

 

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Nahaal aus Berlin, 22 Jahre

…in Deutschland geboren und schämt sich 2006 zuletzt im Iran gewesen zu sein. Wird mal wieder Zeit!

Instagram: nahaalito

 

 

 

Da meine Erfahrungen mit Partys im Iran gleich Null sind kann ich dazu nicht viel sagen, aber Mehmoni (‚Bekannte besuchen‘) ist auch schon ziemlich lit.

First things first: Künstler haben eine gewisse Macht aber in einer Republik wie dem Iran ist dieser Einfluss leider nie größer oder stärker als die Macht des Staates, ehrlich gesagt nicht mal vergleichbar. Was ich für all die, die mit ihrer Arbeit etwas bewegen können mehr als unfair finde.
Auch wenn ich bereites einen Eindruck vom Iran habe, dachte ich mir während des Film’s auch zwei drei mal: Ja ok, was geht ab?
Korrekterweise hat sich dieser Gedanke nicht weiter negativ entwickelt, und ja, natürlich ist es bedrückend zu sehen wie eine ganze Bevölkerung unterdrückt und kontrolliert wird, aber dass ist bei weitem nicht alles was der Iran zu bieten hat. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, also entwickelt man mit der Zeit die Eigenschaft unter Umständen sein Leben zu genießen, der eine gibt sich damit zufrieden, der andere will mehr.
Ich kann das Verlangen nach westlichen Werten voll verstehen, aber jeder muss für sich entscheiden wie weit er gehen möchte um glücklich zu sein oder um sein Streben zu erfüllen.
Wenn das mit sich bringt gegen gewisse (!!!!) Vorschriften zu verstoßen, dann sollte man sich meiner Meinung nach einfach nicht dabei erwischen lassen, etwas verbotenes hat ja doch so seinen Charme..
Die Jungs gehen ‚all in‘ und zeigen dadurch einen fast schon dramatischen Einblick in ihr Leben im Iran. Wie du schon gesagt hast, ist in einem Film vieles inszeniert und naja, ich sag mal durch die heutigen Vibes auf der Welt mag sich der ein oder andere seine Schlüsse aus diesem Film ziehen.
„Recht und Ordnung“ sind für uns weltoffenere Art und Weisen, und vor allem regiert hier in Deutschland keine Religion – hier gilt jedem das seine. (by the way: unserer allgemeinen Freiheit sollte man sich vielleicht etwas öfter bewusst sein.)
Dort sind die Vorschriften strikter und Konsequenzen radikaler, aber das macht den Iran nicht zu einem weniger schönen, interessanten und vielversprechendem Land, sondern einfach nur anders.
Falls sich in nächster Zukunft nichts an der politischen Situation und der Verschwendung von Talenten ändern sollte – oder der Möglichkeit frei zu reisen, sowie sich als bedeutend zu sehen, unabhängig vom Geschlecht, hoffe ich dass jeder, sei es durch sich und seine Art zu Leben, oder Kunst, Musik, Design – die Freiheit und Erfüllung findet, die er braucht. Das mag zwar etwas kitschig (eigentlich hätte ich Gay gesagt aber das darf man ja nicht schreiben) klingen, aber im Endeffekt muss man mit dem arbeiten was man hat.

 

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Sandra aus Köln, 28 Jahre

…Gründerin vom 24h Talk im Park und Deutsch/Ägypterin mit genug Mumm entgegen aller Klischees einen Freund in Teheran zu besuchen

 

 

 

Ich habe vor einem Jahr einen guten Freund in Teheran besucht und bin direkt am ersten Abend auf einer Hausparty gelandet, die ich so schnell nicht vergessen werde. Dort ging es wilder ab als ich es von zu Hause gewohnt war. Die Leute waren sehr offen, weltgewandt und reflektiert. Und sie wussten wie man feiert. Vielleicht auch weil sie sonst nicht viel wussten mit sich anzufangen. Es hatte durchaus etwas Exzessives, als würden sie die Repressionen und alltäglichen Einschränkungen, mit denen sie in der Öffentlichkeit zu kämpfen hatten hinter verschlossenen Türen doppelt kompensieren.

Die Musik spielt eine wichtige Rolle für die jungen Leute im Iran. Öffentlich Musik zu machen ist verboten, aber Menschen finden immer Wege. Ich war zwei mal auf einer heimlichen Jamsession, die schon seit mehreren Jahrzehnten im selben Haus stattfindet. Der Besitzer ist ein Musiker, der nach der Revolution nach England ausgewandert war und nun seit 20 Jahren wieder in Teheran wohnt. Musiker können dort Freitags zusammen spielen und die Freiheit leben, die ihnen sonst verwehrt wird.

Ich wünsche mir, dass sie sich ihrer inneren Freiheit, die ich bei vielen gespürt habe, nicht berauben lassen.

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Aria aus Köln, 25 Jahre

…waschechter kölscher Jung

Instagram: arfrd

 

 

 

Ich weiß leider nicht soviel über die Partys im Iran, da ich noch zu jung war als ich dort gewesen bin. Aber Verwandte haben mir damals schon gesagt, dass ich vorsichtig sein soll, wenn ich auf Partys eingeladen werde, da es meistens krasse Drogenpartys sind. Die haben Stories erzählt von Parties, wo man an der Tür erstmal eine Pille einschmeißen muss, damit man reinkommt. Oder die RichKids-Partys im Norden Teherans, wo die Sittenpolizei schwer hinkommt bzw. bestochen wird. Dort werden dann in dicken Villen Partys geschmissen, die super krass abgehen. Alles mögliche passiert wohl dort!

 

anonym

 

 

möchte anonym bleiben, hat dadurch aber nicht weniger zu sagen.

 

 

 

 

Bereits zwei Mal bin ich in den Iran gereist und war während dieser Zeit mehrmals auf diesen sog. „Privaten Partys“ eingeladen. Das ganze sieht fast genauso aus wie die „Hauspartys“ hier in Deutschland. Es gibt jede Menge Alkohol, Musik und geflirtet wird selbstverständlich auch, nur das es eben aufgrund des Regimes nicht nach außen getragen bzw. öffentlich gemacht wird. Man muss nur die richtigen Leute kennen, dann kommt man auch ganz easy an solche Partys ran, was natürlich immer mit einem großen Risiko verbunden ist. Denn wenn man mal dabei erwischt wird, kann man mit einer ziemlich unangenehmen Strafe rechnen in Form von Peitschenhieben zum Beispiel. Ein Glück, dass meine Cousinen sich gut in den Straßen von Teheran auskennen und mich überall mit hinnehmen! Bis jetzt ist Gott sei Dank noch nichts schlimmes passiert.

Das Leben eines Musikers/Künstlers ist leider nicht ganz so einfach im Iran. Sie sind stets eingeschränkt in dem was sie tun. Denn die islamische Republik Iran verbietet jegliche Art von Kunst/Musik, die  nur stückweise westlich geprägt ist. Soweit ich weiß ist ausschließlich klassische oder eben islamische Musik erlaubt -mehr auch nicht!

Ich wünsche mir Freiheit für den Iran. Ich wünsche mir ein gesundes und realistisches System, in dem Meinungsfreiheit herrscht und man sich als Mensch frei entfalten kann. Denn jeder, der im Besitz eines gesunden Menschenverstandes ist weiß: wo überstrenge Regeln gelten, steigt der Anreiz, sie zu brechen. Die Freiheit eines Menschen steht über alles, das wünsche ich mir für all die unterdrückten Länder dieser Welt!

 

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Farsad aus Kassel, 25 Jahre
… zuletzt im Jahr 2010 im Iran gewesen.
Instagram: farsadd

 

 

 

Partys wurden immer im Untergrund gefeiert. Sprich zuhause oder auch gern in Strandvillen oder privaten Gärten mit Tanzlokalen die extra für Hochzeiten und Feiern gedacht sind und etwas außerhalb der Stadt liegen. Dadurch, dass Diskotheken und Clubs verboten sind wird immer sehr ausgelassen gefeiert wobei immer Vorsicht geboten ist nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen.

Künstler und die Musik selbst sind im Iran sehr beliebt. Allein davon jedoch zu leben ist schwierig, weil das meiste in der Underground-Szene verbreitet werden muss und es wenig Möglichkeiten gibt in Form von Konzerten oder Fernsehauftritten sich zu präsentieren.

Ich sehe die Jugend, die etwa zwei Drittel der Bevölkerung ausmachen, vor allem im Hinblick auf die letzten Jahre sehr positiv und erhoffe mir für sie in der Zukunft deshalb einen größeren Stellenwert. Sowohl kulturelle als auch berufliche Aspekte sollten mehr auf die Jugend abgestimmt werden.

 

Vielen Dank an alle, die Bock hatten ein paar Zeilen zu dem Thema zu schreiben.

Wie schaut’s bei den anderen aus? Habt ihr Erfahrungen oder Meinungen zu dem Thema? Lasst uns gerne unten ein Kommentar da.

From LeBox with Love…

damet garm,
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