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Kinder singen im Bus „Kokaina“. Was ist aus unserer Jugend geworden?

2016 war eines der erfolgreichsten Jahre für deutschsprachigen HipHop. Wie wir bereits in unserem Artikel ‚Germanrap on Fleek‘ berichtet haben, erreichte Rapper Miami Yacine überdimensionale Klickzahlen (54 Mio. / Stand: 16.03.17) auf YouTube mit seinem Ohrwurm-Hit ‚Kokaina‘. Nicht zuletzt auch weil lyrisch kein Blatt vor den Mund genommen wird und Kokain als lyrischer Gegenstand für fröhlich klingendem Autotune-Sound für den Schulhof schmackhaft gemacht wurde. Nur blöd, wenn man dann plötzlich realisiert, dass ja auch Kids Zugang zu diesem sogenannten Internet haben…

Augenscheinlich ziemlich junge Schüler singen in einem Bus Zeilen wie…

„Zwei Kilo Kokaina, direkt aus Costa Rica / Alles rein wie Mona Lisa, bald bin ich Großverdiener“

Das Musikmagazin noisey berichtete bereits unter der Headline ‚Kinder singen im Bus „Kokaina“ und das Internet macht Auge‘ und ruft den Hater aus den Kommentarzeilen zu, den Stock aus dem Arsch zu ziehen. Die Kids werden sich schon morgen keine Puderzucker-Lines durch die Nase jagen. Oder vielleicht doch?

…spätestens mit dem YouTube-Zeitalter erreichen Artists ihre Relevanz auf dem Schulhof oftmals nur noch durch hohe Klickzahlen…

Erinnern wir uns mal an unsere Kindheit. Die Generation Bushido, Sido, Azad, Savas, Sammy. Hat sich nicht der ein oder andere von uns auf Songs wie ‚Grüne Brille‘ motiviert gefühlt Keulen zu ballern oder ‚Bei Nacht‘ mit Bushido und Butterfly in der Eastpack-Tasche Beulereien zu provozieren?

Genauso haben wir aber auch mit Hymnen wie ‚All 4 One‘ von Savas und Azad wesentliche Werte mit auf den Weg gegeben bekommen und konnten mit Attitude sagen, dass es Respekt und Anstand sind, die einen wahren Mann auszeichnen.

Doch spätestens mit dem YouTube-Zeitalter erreichen Artists ihre Relevanz auf dem Schulhof oftmals nur noch durch hohe Klickzahlen. Die Aufmerksamkeit der Kids bekommt, wer mehr Likes oder Abo’s vorweisen kann. Und Klickzahlen generiert meist das was polarisiert, schockiert oder schlichtweg anstößig ist.

Das ermöglichte zuletzt nicht wenigen Nachwuchsartists der Neuzeit ohne Label oder Akzeptanz der Szene Fame zu erlangen. Bestes Beispiel ist Rapper ‚Haftbefehl‘, der um die Ecke kam und es mit skrupellosen Lines wie…

‚Tick das Kristall bei Nacht, ich mach Business / streck das Schnupf mit H und mach dich süchtig“

…zu einem der relevantesten Künstler in Deutschland geschafft hat.

Der Einbruch der Digitalisierung hat unser Leben verändert und ermöglicht uns Zugänge zu Inhalten, die uns vielleicht damals verwehrt wurden. Auch unseren Kindern. Das bedeutet nicht, dass es zwangsläufig schlecht ist. Viele Minderheiten können sich mit Hilfe des Internets selber eine Stimme verleihen. Auch der Durchbruch von deutschsprachigem HipHop wurde maßgeblich durch das Internet-Zeitalter bestimmt. Aber die neue Verantwortung muss uns allen bewusst werden. Aufklärung und tiefgründige Informationsaufarbeitung werden immer seltener, aber gerade deshalb umso wichtiger.

Die Letzten jedoch, die für „Kokaina“-singende Kinder mit Mehltüten in den Beuteltaschen etwas können, sind die Rapper selbst. Sie sind letztlich Künstler ohne pädagogischen Auftrag. Letztlich spiegeln sie nur ungefiltert wieder, wovon sie selber geprägt sind. Das kann nicht verhindert werden und muss es auch nicht.

Viel wichtiger ist es die Augen aufzumachen und sich über die Verantwortung bewusst zu werden. Wenn wir Erwachsenen solche Hits feiern, dann sollten wir uns nicht empören, wenn unsere Kinder auch plötzlich mitsingen. Eher sollten wir uns Gedanken darüber machen, wie wir den digitalisierten Kids von heute wesentliche Werte mit auf den Weg geben und ihnen beibringen, dass ein solcher Song lyrisch eher zu belächeln, als auf Grund der Klickzahlen zu bewundern ist. Und vielleicht auch erst einmal selber die Nase vom Klospühlkasten wegbekommen.

Alles für einen und All 4 One,
I want LeBox

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